Forschungskonzept der Wirtschaftspädagogik
Die forschungsbezogenen Hauptaufgaben der Wirtschaftspädagogik liegen in der Erarbeitung und Reflexion von Forschungserkenntnissen sowie in der Ableitung schlüssiger Entscheidungshilfen für die Praxis des institutionalisierten Lehrens und Lernens im Bereich Wirtschaft und Verwaltung bzw. des beruflich-betrieblichen Lehrens und Lernens. Aus wissenschaftssystematischer Perspektive umfasst die Wirtschaftspädagogik als Teildisziplin der Berufs- und Wirtschaftspädagogik die Wirtschaftsdidaktik.
Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden gemeinsame Forschungsinteressen und Fokusse des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Gründungspädagogik und des Lehrstuhls für Wirtschaftsdidaktik mit dem Schwerpunkt digitales Lehren und Lernen in der beruflichen Bildung systematisiert. Die beiden Lehrstühle setzten an der Universität Rostock zwei moderne disziplinäre Akzente. Überlegungen zu methodologischen Herangehensweisen runden die Konzeption ab.
Gemeinsame Forschungsinteressen: Die Gestaltung von Lehr-Lern-Arrangements durch innovative methodische und mediale Ansätze sowie kritische Aspekte sozioökonomischer Bildung, die Begleitung von Lehr-Lern-Prozessen durch Tutoring, Mentoring und die E-Portfolio-Arbeit sowie die Digitalisierung von Lehr-, Lern-, Arbeits- und Geschäftsprozessen bilden gemeinsame Forschungsinteressen der Lehrstühle.
Dabei geht der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik tendenziell Fragestellungen der Makroebene, der Lehrstuhl für Wirtschaftsdidaktik mit dem Schwerpunkt digitales Lehren und Lernen in der beruflichen Bildung Fragestellungen der Mikroebene nach. Schnittmengen ergeben sich insbesondere auf der Mesoebene. Beide Lehrstühle führen zur Gewinnung von Erkenntnissen und zur Gestaltung der Ebenen der Bildungssysteme inner- und außeruniversitäre, intra- und interdisziplinäre, nationale und internationale Kooperationen durch. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden kontinuierlich in nationalen und internationalen Kontexten in der Wissenschaft und in der Praxis präsentiert, diskutiert und publiziert und zur Drittmittelakquise genutzt. Ferner erfolgt die zielgruppengerechte Aufbereitung der Arbeitsergebnisse für den Transfer in Wissenschaft, Praxis und Politik. Im wissenschaftsbasierten Transfer, z. B. in die betriebliche und regionale Bildungsarbeit, zu den digitalen Innovationszentren, in die Gründungsunterstützung und in die berufliche Lehrkräftebildung, liegt eine besondere Expertise der Lehrstühle.
Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Gründungspädagogik:Im Fokus der Forschung des Lehrstuhls steht die regionale Institutionen- und Systementwicklung durch die Etablierung von Netzwerken und Kooperationen. Eng damit verknüpft sind die Untersuchung und Gestaltung von Innovationen und der beruflichen Aus-, Fort- und insbesondere Weiterbildung. Im Zukunftszentrum Mecklenburg-Vorpommern werden bspw. durch die Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, demografische Entwicklung und Internationalisierung angestoßene Veränderungen analysiert und gestaltet. Es erfolgt auch die Erforschung von Innovationen bzw. Reformen des beruflichen Bildungssystems. Eine international-vergleichende Perspektive identifiziert z. B. prozessbeeinflussende Faktoren. Ferner werden Fehlallokationen bei der Berufs- und Studienwahl offengelegt und durch die Etablierung geeigneter individueller Karrierestrategien und flankierender Beratungsangebote kanalisiert. Schließlich erfolgen die Analyse und Gestaltung von Strukturen und Prozessen unternehmerischer Gründungsvorhaben. Insgesamt werden stets die Beziehungen zwischen den Ebenen der Subjekte, der Institutionen und der Systeme betrachtet.
Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls für Wirtschaftsdidaktik mit dem Schwerpunkt digitales Lehren und Lernen in der beruflichen Bildung: Die Entwicklung, Erprobung, Evaluierung und Implementierung innovativer Lehr-Lern-Arrangements bilden den Forschungsfokus der Professur. Es wird bspw. ein innovativer Förderansatz von Unterrichtsplanungskompetenz weiterentwickelt. Auch der effektive und effiziente Einsatz von Digital Game-based Learning, von E-Learning- und E-Portfolio-Systemen sowie von synchronen und asynchronen Formen des Lehrens und Lernens in präsenter, digitaler und hybrider Form stehen auf der Forschungsagenda. Diese lässt sich der Lehrer*innenbildungsforschung zuordnen. Darüber hinaus beschäftigt sich der Lehrstuhl mit Fragestellungen der Curriculumforschung, bspw. der Entwicklung von wirtschaftspädagogischen Studiengängen sowie der Kompetenzentwicklung von Bachelor- und Masterstudent*innen. Im Hinblick auf die Wissenschafts- und Disziplinforschung werden die Gestalt und Genese der Publikationskultur der Berufs- und Wirtschaftspädagogik untersucht. Schließlich stehen in der Hochschulforschung die Einführung, Diffusion und Ausgestaltung von Hochschulleitbildern im Zentrum des Forschungsinteresses.
Überlegungen zu methodologischen Herangehensweisen: Die Forschungsprojekte können i. d. R. der empirischen Sozialforschung zugeordnet werden. Da es sich häufig um Vorhaben handelt, in deren Rahmen konkrete Instrumente und Konzepte entwickelt, eingesetzt, evaluiert und optimiert werden, kommen Ansätze des Design-Based Research und damit ein gestaltungsorientierter, partizipativer Forschungsansatz zum Tragen. Dabei wird sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Datenerhebungs- und -auswertungsverfahren zurückgegriffen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativen Verfahren. Die Methodenauswahl erfolgt über Forschungsgegenstände und -fragestellungen, wobei die Forschung in innovativen und wenig elaborierten Gegenstandsbereichen auch eine Neuentwicklung der methodologischen Herangehensweisen impliziert.